Leikauf

Leikauf
* Wir haben all des Leikauffs1 getrunken.Eyering, II, 571.
1) Lei-, nicht Leih- oder Leinkauf. Ein Gelöbnisstrunk beim Abschluss eines Handels, ein Trunk, auch wol Schmaus zur Feier und zur Bezeichnung (Befestigung) eines eingegangenen Kaufs. (Schamelius, 1470.) Mitteldeutsch: der leykouf, 1419 nach Schmeller (II, 521) leychauf, vom althochdeutschen lîd, eigentlich lidu = Trunk, Obstwein. (Vgl. Weigand, Wb., II, 34.) Nach Grimm (Rechtsalterthümer, 191) ist die früheste urkundliche Erwähnung dieses Brauchs aus dem Jahre 1245. – Das Gubener Wochenblatt vom 25. Juli 1868 enthält einen Artikel über das Leikauftrinken in Deutschland und sucht den Ursprung desselben wie den vieler andern Sitten im Morgenlande. Unter den Völkern Asiens und Afrikas, heisst es darin, besteht seit Jahrtausenden der Gebrauch mit Brot und Salz oder auch einem Getränk Freundschaftsbündnisse zu schliessen und Versicherungen, der Treue zu geben. Ganz dasselbe tritt uns auch bei den Völkern slawischen Stammes (Russen, Polen, Wenden u.s.w.),
deren Wiege bekanntlich in den südlichen Provinzen Asiens (Indien) stand, und die zur Zeit der allgemeinen Völkerwanderung vordrangen, entgegen. Namentlich ist es unter diesen Völkerschaften Gebrauch geworden, Brot und Salz als Zeichen der Treue bei Gelegenheit der Schliessung eines Ehebundes zu gebrauchen. So pflegt z.B. in der Gegend von Bautzen die junge wendische Frau den Tag nach der Hochzeit der ersten in der neuen Wohnung begegnenden Person ein Brot zu schenken. Das gesammte Landvolk Schlesiens und der Lausitz hält streng darauf, dass bei seinen Hochzeiten, die oft drei bis vier Tage dauern, Brot und Salz nicht vom Tische kommen. Ganz ähnlich gilt nun einförmlich genommener Trunk unter den Slawen als ein Zeichen der Treue. Eine uralte schlesische Urkunde gibt dafür einen Beleg. Ein Ritter Namens Stephan machte im Jahre 1208 Ansprüche auf ein Gut, welches ein gewisser Karl innehatte. Auf des regierenden Herzogs Heinrich Vermittelung zahlte Karl dem Stephan 14 Mark und dieser musste geloben, dass er besagtes Gut nie wieder zurückfordern wolle. Damit dieses Versprechen und Bündniss unumstösslich bleibe, wurde der ganze Handel nicht etwa durch ein Stempelpapier unumstöss-
lich gemacht, sondern der Herzog befahl dem Stephan nach »Landessitte ein Glas Wasser« zu trinken. Zum Glück erhielt er noch zu rechter Zeit die Erlaubniss, statt des Wassers Meth zu nehmen, und diesen trank er dann vor dem Herzog und seinen Baronen zum Zeugniss gegen sich. Ursprünglich war also Wasser das Zeichen der Treue. Späterhin nahm man dazu andere Getränke. Bei den Schlesiern z.B. stand als solches Gelöbnisszeichen der Meth anfangs in Gebrauch; im Lauf der Zeit trat Bier, später auch Branntwein an die Stelle. Die Sitte also, ein gegebenes Wort nach erfolgtem Abschluss eines Handels oder Geschäfts durch einen Trunk Bier, Branntwein oder Wein zu bekräftigen, die Leikauf trinken heisst, ist eine sehr alte. Wenn man sehr allgemein dafür »Leinkauf« vernimmt, so ist der Ausdruck falsch, was daher kommt, dass die Abstammung des Wortes »Lei« vom althochdeutschen lida = Trunk, aus dem Volksbewusstsein entschwunden ist.

Deutsches Sprichwörter-Lexikon . 2015.

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  • Leikauf — (Leihkauf, Leitkauf, Litkauf, Leutkauf, Leukauf, Weinkauf, lat. Mercipotus, franz. Pot de vin), ein altdeutsches Bestärkungsmittel abgeschlossener Verträge, bestehend in der Zahlung einer gewissen Summe Geldes, die für Wein, Bier u. dgl. für die… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Leikauf — (Leukauf, vom altdeutschen lît = Getränk, auch Leit , Wein , Naßkauf), früher ein durch gemeinsamen Trunk der abschließenden Parteien nebst Zeugen befestigter Kauf, auch die dafür gegebene Summe …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Leikauf — Sm Gelöbnistrunk bei Vertragsabschlüssen per. Wortschatz arch. (14. Jh.) Stammwort. Eigentlich spmhd. lītkouf, mndd. lī(t)kōp Kauf beim Wein zu g. * leiþu m. Obstwein in gt. leiþu m., anord. líđ n., ae. līþ m./n., afr. līth, as. līđ, ahd. līd,… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Leikauf — »Das Haus wurde gekauft um 5000 Gulden und 1 Karolin Leikauf«; so etwa liest man in alten Kaufbriefen. Noch heute zahlt der Händler neben der eigentlichen Kaufsumme zuweilen einen Leikauf. Leikauf meint ursprünglich leitkauf, mittelhochdeutsch… …   Das Wörterbuch der Idiome

  • Leikauf — Lei|kauf 〈m. 1u; Wirtsch.〉 Umtrunk als Bestätigung eines Handelsabschlusses; Sy Leitkauf [<spätmhd. litkouf; zu mhd. lit, ahd. lid, got. leidu „Obstwein“; zu idg. *lei „fließen“] * * * Lei|kauf, Leitkauf, der; [e]s, ...käufe [spätmhd.… …   Universal-Lexikon

  • Leikauf — 1. Übernamen zu mhd. ltkouf »Gelöbnistrunk beim Abschluss eines Handels (zu mhd lt »Obst , Gewürzwein«); der Betrag, der vom Käufer zusätzlich zum ausgemachten Preis gezahlt und dann zum gemeinsamen Trunk verwendet wird«. Der Leitkauf geriet im… …   Wörterbuch der deutschen familiennamen

  • Leikauf — Lei|kauf, Leit|kauf, der; [e]s, ...käufe <zu dem veralteten Wort »Leit« = Obstwein> (landschaftlich für Trunk zur Bestätigung eines Vertragsabschlusses) …   Die deutsche Rechtschreibung

  • Bank Schilling & Co. — Bank Schilling Co Aktiengesellschaft Rechtsform AG Bankleitzahl 790 320 38 Gründung 13. März 1923 Unternehmenssitz Hammelburg …   Deutsch Wikipedia

  • Bank Schilling & Co. AG — Bank Schilling Co Aktiengesellschaft Rechtsform AG Bankleitzahl 790 320 38 Gründung 13. März 1923 Unternehmenssitz Hammelburg …   Deutsch Wikipedia

  • Bank Schilling & Co. —   Bank Schilling Co Aktiengesellschaft Staat Deutschland Sitz Hammelburg …   Deutsch Wikipedia

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